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Beitrag vom 03.02.2008
Jüdische Gemeinde zu Berlin erhält erstmalig weibliche Führung
Annegret Oehme
Seit dem 30. Januar 2008 ist Lala Süsskind Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Mit ihr startete eine höchst motivierte Repräsentantenversammlung in die Amtszeit.
Jetzt ist es amtlich: Die größte Jüdische Gemeinde Deutschlands wird in Zukunft von einer Frau geführt. Lala Süsskind wurde von den Mitgliedern der neuen Repräsentantenversammlung am 30. Januar 2008 ohne Gegenstimme gewählt.
Bei den Wahlen zur RV im November 2007 hatte die 61 jährige Soziologin mit ihrem Bündnis "Atid" 13 von 21 Sitzen gewinnen und so einen großen Überraschungssieg erzielen können. Ihre endgültige Wahl zur Vorsitzenden galt seitdem zwar als reine Formsache, aber Anfechtungen der Wahl ließen bis zuletzt Raum für mögliche Überraschungen.
Als langjährige Präsidentin der WIZO (Women´s International Zionist Organisation) hatte Lala Süsskind bereits ausgiebig unter Beweis gestellt, dass sie weiß, wie man konstruktive Arbeit leistet. Um dies auch im Vorstand der Gemeinde zu garantieren, führte sie bereits einige Minuten nach ihrer Wahl erste Neuerungen ein: Mit Benno Bleiberg, dem neuen Dezernenten für Kultus, und Dr. Jochen Palenker, dem künftigen Dezernenten für Finanzen und Steuern, werden ihr in Zukunft gleich zwei Stellvertreter zur Seite stehen.
Zum fünfköpfigen Vorstand gehören zudem Mark Jaffé, Dezernent für Personal und Verwaltung, und Mirjam Marcus, der die Aufgabenbereiche Schule, Jugend und Erziehung zugewiesen wurden.
Lala Süsskind selbst wird die Ressorts für Soziales, Integration und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen - Bereiche, die sie sich schon im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben hatte.
Auch das neu gewählte Präsidium der Repräsentantenversammlung machte deutlich, dass in der RV künftig ein anderer Wind wehen soll. Dem neuen Vorsitzenden der Repräsentantenversammlung, Michael Joachim, war in seinem klaren Führungsstil die langjährige Erfahrung als Schulleiter anzumerken. Abstimmungen, die zuvor mindestens eine halbe Stunde dauerten, zog Joachim in 5 Minuten durch, gab klare Zeitansagen und bewies, dass er sich auch gründlich mit der Satzung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin auseinandergesetzt hatte.
Ähnliches war zuletzt zu erleben als Herrmann Simon dieses Amt inne hatte.
Konstruktive Arbeit wird allerdings auch von Nöten sein, um der Einheitsgemeinde wieder neue Perspektiven zu geben und allen Mitgliedern mit ihren unterschiedlichen Hintergründen einen Ort zu schaffen, an dem sie sich wohl und gut integriert fühlen.
Der Leiter des Moses-Mendelssohn Zentrums, Julius H. Schoeps, sah die erste RV in der neuen Legislaturperiode als ein gutes Zeichen und äußerte Hoffnungen, dass die Gemeinde vielleicht doch noch vor der drohenden Spaltung zu retten wäre.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin im Netz: www.jg-berlin.org
Lesen Sie auch unsere Beiträge über die Wahlen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vom 25.11.2007 und die Bestätigung der Wahlen durch den Schiedsausschuss.